Rudolf
Kraus
ich trage deinen duft in mir. liebesgedichte.
digitaldruck.at, 2007, 71 Seiten, € 7,-
Der
Gedichtband „ich trage deinen duft in mir“ ist nicht im Buchhandel erhältlich,
sondern stellt eine Sonderausgabe dar. Rudolf Kraus stellt in seinem blutroten,
dünnen Büchlein Lyrik zusammen, die sich mit Liebe in all ihren Facetten
befasst. Einige Gedichte sind bereits erschienen, einige sind neu hinzugekommen.
Diese Sonderausgabe erinnert ein wenig an „The Best of“.
Kraus bleibt einer gewissen – wenn auch modern offenen – Form der
Dichtkunst treu. Auch im Ausdruck passt sich die neuere Poesie der älteren an,
denn wieder liegt das Hauptaugenmerk auf dem Inhalt, auf der Dichte der zu
transportierenden Bilder. Und hier soll das Bild der Liebe in ihrer
mannigfaltigen Ausbildung dargestellt werden.
Zwei Kapitel unterteilen den Gedichtband: das erste heißt: „der liebe
untertan“, das zweite heißt „gefühlswelten“.
Die Gedichte des ersten Kapitels sind geprägt von der Ohnmacht, die
Man(n) gegenüber der Liebe verspürt, ist Man(n) ihr begegnet: Innigkeit,
Eifersucht, Liebeskummer- und schmerz, Leidenschaft etc.
Das zweite Kapitel widmet sich der Liebe in fiktiverer Form, aus weiterer
Entfernung, mit einem gewissen Abstand. Mein Lieblingsgedicht bleibt hier:
„die frage“, welches aus dem Gedichtband „aus der seele brennen“ stammt.
„befindlichkeit I“ (die konsequente Kleinschreibung jeglicher Nomen
schmerzt mich beim Lesen zwar, aber der Anglizismus und das E-Mailen werden auch
alte Nörgler, wie mich, noch „kleinkriegen“…nun – dies ist die Freiheit
des Dichters) spricht mich auf Grund seiner Intensität an:
befindlichkeit I
um das leben rennen
herumgehetzt
einen haken nach dem anderen schlagen
legionen von gefühlen
schreien inbrünstig
aus der tiefe des herzens
zart ist die wut
deftig das verlangen
doch nie ist es genug (Seite 53)
In wenigen Worten fasst Kraus die Kälte, die Hektik unserer Welt
zusammen, nicht neu, aber eindringlich. Solange der Wunsch nach Gefühlen da
ist, solange man zu befinden bereit ist, solange hat die Liebe eine Chance. Schön!
Der Gedichtband ist für Liebhaber kleiner, feiner Gedankensplitter; für
all jene, die die fette Kakaobuttercremetorte der Prosa zur Seite schieben können
und sich auch an den kleinen, raffinierten Pralinen der Lyrik erfreuen können.
Christel Schweitzer (Buchkritik.at)
Rudolf
Kraus
ich trage deinen duft in mir. liebesgedichte.
Sonderausgabe www.rari-taeten.at, 2007
Hautnahe Gedichte über die Liebe zu schreiben, ist ein durchaus heikles Wagnis. Der schmale Grat zwischen Kitsch und Peinlichkeit ist mindestens genauso schwierig zu bewältigen, wie das Liebeserleben und -leiden an sich.
In dem Gedichtband "ich trage deinen duft in mir" bewegt sich die Lyrik von Rudolf Kraus haarscharf dazwischen. Das alleine ist schon bemerkenswert. Dass aber gerade ein Mann die vielfarbige und tiefgründige Palette seines Liebeslebens lyrisch zum Leuchten bringt, und sich nicht davor scheut, Obsession, Verletzlichkeit und Hingabe ohne mildernde Beschönigung preiszugeben, ist besonders erfreulich.
Der Gedichtband ist in 2 Kapitel gegliedert: "der liebe untertan" und "gefühlswelten". Die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema "Liebe" führt zu berührenden Erkenntnissen, die dank der sehr dichten Bildsprache, manchmal dramatisch, manchmal vor allem stimmungsgeladen, immer aber sehr direkt zum Ausdruck kommen. Inhaltlich bestechen die Gedichte durch ihre kristallklare Offenheit.
In einem der Gedichte heißt es "ich möchte mich wieder verlieren können". Es ist Rudolf Kraus zu wünschen, dass dieser sehnsuchtsschwere Wunsch noch des öfteren in Erfüllung gehen kann, denn das ist für ihn sicherlich eine wesentliche Vorbedingung, um zum Thema Liebe aufs Neue mit einer beneidenswerten Intensität lyrisch inspiriert zu werden. Das erfreut dann wiederum die lyrisch interessierte Leserschaft.
Julia Rafael in Literarisches Österreich 2/2007